Freitag, 2. September 2011

Vom richtigen Servoeinbau

Solange ich mich zurückerinnern kann, war es für mich klar, wie Servos auf dem Untergrund verschraubt werden: Gummitülle zwischen die seitlichen Flansche des Servogehäuses eingedrückt, Messinghohlniete mit dem umgefalzten Ende von oben in die Gummitülle eingesteckt und das Servo auf dem Brett angeschraubt. So habe ich es von meinem Vater übernommen, den selbst ein modellbauerischer Perfektionismus auszeichnete, der mir sein Wissen so weitergegeben hat. Die Falz auf der Hohlniete dient dazu, den Druck des Schraubenkopfes aufzunehmen, damit das Gummi nicht zu weit eingedrückt wird. Ich kann mich auch nicht erinnern, es jemals anders gehört oder gesehen zu haben. Etliche Servos fanden nach dieser Methode ihren Halt in ungezählten Flugmodellen. Niemals musste ich eine solche Verbindung nachziehen oder konnte sie als Ursache für einen Absturz lokalisieren.
So weit so gut. Wahrscheinlich wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, es anders zu machen, noch wäre meine Ideologie ins Wanken geraten, wenn ich nicht beim Stöbern in einem Modellfliegerforum kürzlich auf einen Beitrag gestoßen wäre, der sich genau mit dieser Thematik beschäftigt, nämlich in welcher Richtung die Hohlniete in das Gummi einzuschieben sei, von oben oder von unten? Sage und schreibe drei ganze Seiten füllt das Thema und wird seit 2004 bis Ende August dieses Jahres nunmehr sieben Jahre lang weiter diskutiert. Dazu werden die Beiträge der Teilnehmer garniert mit anschaulichen Fotos, begleitet von Grafiken namhafter Modellbaufirmen und nicht zuletzt abgerundet von einer kleinen Filmproduktion.
Und was da nicht so alles im Leben eines befestigten Servos passieren kann, da würde sich beim Einbau der Hohlniete mit dem scharfen Ende nach unten diese durch die Vibrationen in den Untergrund ziehen und die Schraube mit dem Servo lockern. Um was für eine Art von Motorisierung muss es sich hierbei eigentlich handeln, wenn so etwas passieren soll? Fliegt dieser Kollege vielleicht nur Luftschrauben mit einem Blatt?
Ein anderer Beiträger will von verdrehten Gummis gehört haben, die nach dieser Methode von der eingedrehten Schraube produziert wurden. Dass sich das Gummi derart verdreht, kann ich mir eigentlich nur dann vorstellen, wenn die Schraube kurz vor dem Eindrehen mit Sekundenkleber präpariert wurde.
Wie ein gleichgesinnter Kollege bemerkt, spielt offensichtlich die zielgerichtete Dämpfung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieser Mann sollte anstatt Flugmodellbau zu betreiben vorrangig vielleicht in die Politik gehen, denn das rhetorische Gespür scheint ihm gegeben zu sein, Sachverhalte anzusprechen, ohne diesen einen wirklichen Sinn zu verleihen.
Nachdem sich über die Jahre die Partei der Hohlnieten-von-unten-Vertreter zunehmend durchgesetzt hat, führt dann eine zitierte Herstellerempfehlung, Servos gänzlich ohne Gummis zu befestigen, nochmals zu einem weiteren vorerst letzten Höhepunkt.

Oh, mein Gott!! Sind das die Probleme, die die Welt der Flugmodellbauer bewegen? Sicherlich können kleine Ursachen große Wirkungen nach sich ziehen, davon wird wohl jeder langjährige Mitstreiter ein Lied singen können. Aber hängen Wohl oder Wehe unseres Hobbys davon ab, ob eine Hohlniete mit der Falz nach oben oder unten eingesetzt wird?
Habe ich mehr als dreißig Jahre einfach nur Glück gehabt? Sollte ich mich lieber der Fraktion der Hohlnieten-von-unten-Vertreter zuschlagen?
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass allein die Bezeichnung geköpfte, äh, Entschuldigung, „gekröpfte“ muss es natürlich heißen, also die gekröpfte Hohlniete ein Synonym für diese gesamte Diskussion ist. Ich werde nach wie vor diese Dinger mit der gekröpften Seite nach oben einbauen, genauso wie es die Hohlnieten von der anderen Seite tun, die sicherlich das gleiche von mir denken.

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