Montag, 12. März 2012

Werner Stoff: Rauchsignale

Ich hatte meine Parbolic gerade mit einem zweiten Rumpf frisch restauriert. Für ein Schaumgerät sind ihre Flächen sehr steif. Die Holz- u. CFK-Versteifungen hatte ich nachgeklebt und noch weitere CFK-Stängelchen eingebaut. Monate zuvor hatte ich einen Parkflyer in der Luft (Rumpfbruch) vernichtet, deshalb diese CFK-Psychose, welche ich bis dato nicht abgelegt hatte. Bestückt mit einem AXI 2217/12, einem Jeti 30A-Regler, einer grenzwertigen 9,5x5 ACC und einer Kokam 3s, 1800 mAh brachte es das Teil damals nur auf knapp 740 g Abflugmasse bei fast 1400 Gramm Schub, also der Wahnsinn pur!
An einem Sonntagnachmittag im Spätsommer 2009 zog der Wind mit einer schönen leichten Brise aus Südost,  Idealbedingungen für einen Fluganfänger.
Meine Frau saß mit ihrer kleineren Damenrunde an der sichtsicheren Westseite des Hauses.  Bislang verlief der Nachmittag glücklich, den ersten Durchgang hatten bereits alle 4 oder 5 Modelle erfolgreich absolviert.  Also auf zur zweiten Runde für die frisch restaurierte Parabolic.  Mit Vollgas gleich auf ca. 200 Meter hochgescheucht. Bisschen herumgeturnt, Messerflug noch unter jeder Kritik aber ein übliches Brutalmanöver. Na ja, Zeit zum Landen. Ich wechsle meinen Standort von der Ost-, über Nord- zur Westseite des Hauses, eben in gefährlicher Nähe des schwatzenden  Kaffeekränzchens. Schon leichte Genickstarre. Meiner ansichtig, gab es bei den Damen einen abrupten Themenwechsel. Die Parabolic konnten sie noch nicht sehen. Ich scheuchte sie gerade mit maximaler Motorleistung bei einem leichten Bahnneigungsflug von West nach Ost. Rückkehrmanöver bei vollem Zeug: Eine gerissene halbe Rolle und mit brutalem Tiefenrufer,  eben wieder in Normalfluglage zu mir. Das Manöver  war auch akustisch wahrnehmbar. Herrlich, aber im gleichen Augenblick erstarrten meine Gesichtszüge. Ein schwarzes Teil – die Kabinenhaube wie sich herausstellte – wurde regelrecht abgesprengt. Schwarzer Rauch quoll aus der Rumpfoberseite, kein Motorantrieb mehr. Ich stellte mich bereits auf Totalschaden ein. Das Teil - so dachte ich - geht in den Wald und die Feuerwehr kann ausrücken. Die Damenrunde bemerkte nun auch die dahin gleitende Parabolic mit der Rauchentwicklung. Dann die Ansage meiner Chefin: ‚Jö schaut`s, der raucht!’ Erfreute Zustimmung seitens der Damenrunde. Die dachten an einen Spezialeffekt des großen Kindes, Spinners oder wie auch immer mit einer Rauchpatrone. Ich kämpfte gegen den Totalschaden. Alle Ruder reagierten noch. Gab es das überhaupt? Ich brauchte Fahrt. Das Teil schmierte in Kurven über die Fläche gern ab. Tiefenruder, nur mit Quer ca. 90 Grad nach Nord,  noch mehr Tiefenruder, wieder nur mit Quer Kehre mit 180 Grad nach Süd. Passt. Soll ich die QR hochstellen?  Sch… drauf; dann flieg ich halt 50 – 80  Meter weiter. Müsste sich noch vor einem anderen Waldstück ausgehen. Bilderbuchlandung in sicherer Entfernung vor dem Waldstück.  Ich lächelte der Damenrunde zu  – ich hörte noch ‚Bravo’, ‚Super’, Applaus fehlte gerade noch. Der Nachmittag war gelaufen. Ich nahm die Parabolic auf und verabschiedete mich in Richtung Bastellkeller. Tagelang hat es dort noch gestunken.

Was war passiert: Durch die Motorerwärmung wegen des grenzwertigen Prop`s  dürfte die originale ‘Kunststoff Motorschnauze ‘ weich geworden sein. Der Motor löste sich vom Originalspant und auf Grund meines Gasgebens dürfte sich der Regler verabschiedet haben. Der Regler war ein Stück Kohle. Wieso der Regler noch Saft für alle Servo`s lieferte, ist mir bis heute nicht erklärbar. Bei der Parabolic habe ich dies nun so gelöst – siehe Foto. Ich schneide die originale Motorbefestigung aus der Kunststoffschnauze (diese soll auch nach geklebt werden, Sekundenkleber einfließen lassen) heraus und harze einen CFK-Spant (KD-Modellbautechnik) ein. Hält bombig und ist nicht so temperaturanfällig.


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